GeFühle fetzen

Unendlich traurig


Anna

18 Jahre – ist über Tod ihrer Mutter hinweg


« Und jetzt sitze ich hier mit allen Verwandten und wir quatschen und essen und lachen ab und zu. »

Es ist immer schwer, wenn jemand stirbt, den man liebt, aber wenn es die eigene Mutter ist, ist es fast nicht zu ertragen. Es brennt irgendwie, es fühlt sich so an, als würde es nie wieder besser gehen, und man versucht, sich daran festzuhalten, dass es für den kranken Menschen eine Erlösung ist. Das ist das Einzige, was hilft, aber der Schmerz ist trotzdem da. Der Schmerz, die Trauer, die Ohnmacht, die Gleichgültigkeit für alles andere.

Ich war mir vorher nicht sicher, ob ich wirklich zu diesem Familientreffen will. Jetzt finde ich ganz gut, die anderen zu sehen, zusammenzusitzen, zu reden.

Lange habe ich mich einfach nur allein und hoffnungslos gefühlt. Ich wollte niemanden sehen, mit niemandem reden, einfach für mich sein. Und jetzt sitze ich hier mit allen Verwandten und wir quatschen und essen und lachen ab und zu. Wir erzählen Geschichten, die wir mit Mama erlebt haben, reden über alles, was gerade passiert ist und gehen dann zusammen in den Wald spazieren und sind ruhig. Da ist jeder für sich, jeder ist in seine Gedanken vertieft, in seine Erinnerungen versunken.

Alle sagen immer, dass das Leben irgendwann weitergehen muss – und damit mögen sie Recht haben –, aber in meinen Gedanken kann ich das Leben so oft anhalten wie ich will. Ich hab so viele Erinnerungen und Gedanken.

Wie lange es gedauert hat, an diesen Punkt zu kommen: Ich erinnere mich noch so gut an all die Zeit, in der ich mich einfach allein und hoffnungslos gefühlt habe. Ich wollte niemanden sehen, mit niemandem reden, einfach für mich sein. Irgendwann hab ich einfach angefangen zu heilen, es zuzulassen, dass es besser wird, dass es mir besser geht.

Sabine, Tante

Ich wollte niemanden sehen, mit niemandem reden, einfach für mich sein. Und jetzt sitze ich hier mit allen Verwandten und wir quatschen und essen und lachen ab und zu.

Das war eine schreckliche Zeit damals. Ich wusste selbst nicht, was ich tun sollte. Dich anrufen? Aufmuntern? Dich in Ruhe lassen? Ich bin sehr froh, dass Du jetzt wieder zu uns kommst und wir ab und zu zusammen lachen können.  

Silke E., Psychotherapeutin

Lange habe ich mich einfach nur allein und hoffnungslos gefühlt. Ich wollte niemanden sehen, mit niemandem reden, einfach für mich sein.

Trauer kann einen überwältigen und manchmal auch lähmen. Es gehört zur Trauer, dass sie ganz unterschiedliche Gefühle und Reaktionen auslösen kann – da ist nicht immer nur Traurigkeit, sondern auch Wut, Enttäuschung,  Zorn und Aggression gehören dazu, vielleicht sogar der Wunsch, das alles nicht mehr aushalten zu wollen. Manchmal ist es ein richtiges Wechselbad der Gefühle, was einen sehr verunsichern kann. Das Alles braucht auch seine Zeit und es geht nicht gleichmäßig. Gerade in den ersten Monaten nach dem Tod einer geliebten und wichtigen Person kommen zu bestimmten Anlässen immer wieder heftige Gefühle und Erinnerungen hoch, die einen umhauen können. Auch das gehört zur Trauerarbeit dazu, es ist eben wirklich „Arbeit“, die anstrengend ist und Kraft kostet. Es ist gut, dass Du Menschen hast, die mit Dir trauern, mit denen Du reden und vielleicht auch weinen kannst. Das kann helfen, mit dem Verlust umzugehen und die Erinnerungen an die geliebte und verlorene Person zu integrieren. Die Erinnerungen und Bilder, mit all ihren Facetten, werden Dir helfen, dass Deine Mutter ihren Platz in Deinem Leben findet.

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