«Nichts in meinem Zimmer darf schief sein. Das bringt Unglück.»
Ich weiß nicht mehr, wann das letzte Mal Freunde bei mir waren. Ich will das nicht mehr. Die stören und machen alles unordentlich.
Auch meine Eltern dürfen nicht in mein Zimmer. Wenn sie etwas von mir wollen, müssen sie in der Tür stehen bleiben. Bei mir hat alles seinen Platz. Nichts in meinem Zimmer darf schief sein. Das bringt Unglück.
Ich habe es schon ein paar Mal erlebt: Da lag die Zahnbürste morgens schief auf dem Regal oder meine Hausschuhe lagen irgendwo rum und standen nicht an der Tür. An solchen Tagen geht alles schief, ich bekomme dann eine schlechte Note oder streite mich mit meiner Mutter und alles ist durcheinander. Ich nenne das die schiefen Tage. An denen habe ich echt Angst, dass irgendwas passiert.
Ich habe einen Teppichläufer in meinem Zimmer mit Fransen dran. Die kämme ich immer. Auch die Schlüssel an meiner Tür und meinem Kleiderschrank müssen immer genau waagerecht stehen, sonst ist alles zerstört.
Meine Stifte auf dem Schreibtisch liegen immer ganz gerade, der Winkel zur Kante ist genau 90 Grad. In der Schule lachen die anderen manchmal über mich, aber das ist mir egal. Dafür hat bei mir alles seine Ordnung. Ich mag kein Chaos. Es macht mich nervös, und wenn ich nervös bin, bekomme ich Angst. Dann hilft es mir, die Dinge wieder richtig hinzulegen. Das beruhigt mich und ich komme über den Tag.