GeFühle fetzen

Angst, die nicht weggeht


Paul

14 Jahre – kann einen Unfall nicht vergessen


«Seither mag ich keine Autobahnen mehr. Schon wenn ich das Schild zur Auffahrt sehe, mein Vater beschleunigt, dann bekomme ich dieses flaue Gefühl im Magen.»

Seither mag ich keine Autobahnen mehr. Schon wenn ich das Schild zur Auffahrt sehe, mein Vater beschleunigt, dann bekomme ich dieses flaue Gefühl im Magen.

Dann kommen die Bilder immer wieder zurück: Wie wir im Stau stehen, langsam an den Unfall heranfahren und wie mich plötzlich das Entsetzen packt. Es war kalt und es regnete. Der Regen prasselte laut auf unser Auto. Das Unfallauto war rot und ich habe nicht wegschauen können. Diese Bilder und Geräusche kommen und kommen immer wieder und gehen nicht mehr weg. Ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann.

Manchmal zucke ich jetzt zusammen, wenn einer nur hupt. Dann sehe ich schon wieder die Autobahn, den Stau und höre den Regen prasseln.

Bin davon schon aufgewacht, weil ich geträumt habe, ich säße am Steuer und es kracht. Schweißgebadet wach ich auf.

Tagsüber bin ich oft müde und gereizt. Niedergeschlagen. Ich kann nichts tun. Ich kann es nicht verhindern.

Als hat sich die Zeit in diesem Moment verhakt. Immer wieder die Schleife. Immer wieder … Als wäre das Bild geradewegs ins Gehirn geknallt.

Mutter

Als hat sich die Zeit in diesem Moment verhakt. Immer wieder die Schleife. Immer wieder … Als wäre das Bild geradewegs ins Gehirn geknallt.

Ja, dies ist ein schreckliches Erlebnis! Das musst du erst noch verarbeiten. Nicht mehr ins Auto steigen, ist keine gute Lösung. Vielleicht kann dir ein Fachmann dabei helfen!

Julian, Freund

Es war kalt und es regnete. Der Regen prasselte laut auf unser Auto. Das Unfallauto war rot und ich habe nicht wegschauen können. Diese Bilder und Geräusche kommen und kommen immer wieder und gehen nicht mehr weg.

Das ist krass. Ich hätte nicht hinsehen können. Mir wird sofort schlecht, wenn ich Blut sehe. Und krass, dass du jetzt immer daran denken musst. Weißt du, was aus den Leuten im Auto geworden ist? Vielleicht geht es ihm heute gut und alles ist o.k.? Dann brauchst du nicht mehr darüber nachzudenken.

Maja B., Psychotherapeutin

Tagsüber bin ich oft müde und gereizt. Niedergeschlagen. Ich kann nichts tun. Ich kann es nicht verhindern.

Lieber Paul, ich kann mir gut vorstellen, dass dich die Albträume und der fehlende Schlaf langsam fertigmachen. Viel schlimmer als das ist aber vermutlich das Gefühl von Ausgeliefertsein und Hilflosigkeit. So wie du dich beim Anblick des Unfalls gefühlt hast, fühlst du dich jetzt jedes Mal wieder, wenn die Albträume kommen und du das Gefühl hast, nichts dagegen tun zu können. Du kannst aber etwas dagegen tun. Es hilft, die Bilder nicht von alleine kommen zu lassen, sondern sie selbst hervorzuholen, sich damit zu konfrontieren. Das darfst du aber auf keinen Fall allein tun. Dazu brauchst du jemanden, der sich mit so etwas auskennt. Am besten einen Psychotherapeuten (oder eine Psychotherapeutin), der mit Jugendlichen arbeitet. Der wird dir helfen, dass du die schlimmen Bilder in aushaltbare Erinnerungen verändern kannst.

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