GeFühle fetzen

Unendlich traurig


Simon

13 Jahre – hat seine Mutter verloren


«Jede Kleinigkeit erinnert mich an sie. Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken.»

Mark hat gerade angerufen. Sagt, wir hätten uns so lange nicht gesehen. Ob er heute noch vorbeikommen kann. Ich weiß nicht, hab ich geantwortet. Bin müde. Hab schlecht geschlafen.

Will einfach keinen sehen, mit keinem reden, meine Ruhe haben. Kein Kontakt mit niemandem.

Einfach daliegen, nichts spüren. Wie von Watte eingehüllt, nichts dringt durch.

Hab auch keinen Appetit. Schon drei Kilo abgenommen, in drei Monaten. Seit sie nicht mehr da ist. Auf der Beerdigung kam ich mir vor wie ein Marsbewohner, wie ein Beobachter von einem anderen Stern. So weit weg war das alles. Hab die Reden kaum ertragen, vor mich hin gestarrt und gewartet, dass alles vorbeigeht.

Jede Kleinigkeit erinnert mich an sie. Der leere Stuhl beim Frühstück, der Spiegel im Flur, die Kissen auf dem Sofa. Und dann kann ich nicht aufhören, an sie zu denken.

Wie schön wäre es, wenn sie jetzt wieder da wäre? Ich würde alles dafür tun, dass sie mich nie wieder allein lässt.

Dirk, Freund

Auf der Beerdigung kam ich mir vor wie ein Marsbewohner, wie ein Beobachter von einem anderen Stern. So weit weg war das alles. Hab die Reden kaum ertragen, vor mich hin gestarrt und gewartet, dass alles vorbeigeht.

Es tut mir sehr leid, dass du deine Mama verloren hast. Ich kann mir vorstellen, wie schlimm das für dich sein muss und ich kann verstehen, dass du niemanden sehen willst, aber du sollst wissen, dass ich immer da bin. Und falls du mal einen Freund brauchst, um zu reden oder einfach nur Fußball zu spielen oder rumzuhängen, bin ich für dich da.

Gisela, Tante

Will einfach keinen sehen, mit keinem reden, meine Ruhe haben. Kein Kontakt mit niemandem.

Das sind alles ganz normale Gefühle, wenn man trauert. Allerdings geht das jetzt schon sehr lange so und ich mache mir langsam Sorgen, wie du da wieder rauskommst.

Sybille K., Psychotherapeutin

Will einfach keinen sehen, mit keinem reden, meine Ruhe haben. Kein Kontakt mit niemandem. Einfach daliegen, nichts spüren. Wie von Watte eingehüllt, nichts dringt durch.

Lieber Simon, es muss schrecklich sein, was du gerade durchmachst. Der Verlust der Mutter gehört sicherlich zu den schlimmsten Dingen, die einem Kind zustoßen können. Auch, wenn das gerade wahrscheinlich kein Trost für dich ist, aber ich möchte dir sagen, dass das, was du gerade durchmachst und fühlst, normal ist und nicht krank. Trauer verläuft in verschiedenen Phasen und dazu gehört auch, dass man eine Zeit lang niemanden sehen möchte und sich fühlt, als ob man von der Welt abgeschnitten ist. Nach einiger Zeit wird es normalerweise besser. Mein Ratschlag an dich: Gib dir die Zeit und mach all das, was dir hilft, die Zeit zu überstehen. Vielleicht kannst du ja ab und zu auch die Hilfe anderer annehmen und dich mit einem Freund treffen oder mit Familienangehörigen reden. Wenn du dich in ein paar Wochen aber immer noch so schlecht fühlst wie jetzt und das Gefühl hast, die Situation alleine nicht mehr bewältigen zu können, dann kannst du dir auch Hilfe suchen, z. B. in einer Beratungsstelle oder bei einem Psychotherapeuten.

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