«Ich brauche den Schmerz, wenn ich mich spüren will. Ohne den bin ich weit weg von mir.»
Jetzt habe ich 15 Jahre meines verkackten Lebens hinter mir. Der Scheiß begann mit meiner Geburt und hört wohl nie auf.
Ich brauche den Schmerz, wenn ich mich spüren will. Ohne den bin ich weit weg von mir. Dann werde ich unruhig und kribbelig. Den Schmerz spüre ich nicht, aber ich bin für einen Moment wieder nah bei mir.
Seit einem Jahr mach ich’s. Anfangs habe ich noch die Augen zugemacht und die Zähne zusammengebissen. Tat gut und gar nicht so weh, wie ich dachte.
Die Narben auf meiner Haut – mein Geheimnis. Kein anderer soll davon wissen. Lange T-Shirts, Pullis decken alles zu. Im Sportunterricht hat es Anne einmal bemerkt. Hat ganz entsetzt geguckt. Bin hin, sie soll bloß nichts sagen. „Bin schon beim Therapeuten“, hab ich behauptet, „ist alles in Ordnung“.
Ich mach das immer wieder. Weiß auch, dass das nicht normal ist. Aber wer will schon normal sein. Ich brauch den Schmerz.